Legales Graffiti: In Trimbach lernen Kinder vom Profi, wie man richtig Wände besprayt

11. Apr 2024
Oltner Tagblatt

Die Offene Kinder- und Jugendarbeit Trimbach organisiert in den Frühlingsferien einen Kurs mit Graffitikünstler Raphael Fahrni. Ziel ist es, Farbe in den Dellenpark zu bringen.

«Endlich mal was anderes als Grau», sagt einer. Und ein anderer wünscht sich «etwas cooles, wie einen Löwen»: Die Schar von jungen Trimbachern – alles Knaben – um Graffitikünstler Raphael Fahrni ist energiegeladen und voller Tatendrang.

Sie sind gekommen, um in Trimbachs Dellenpark während den Frühlingsferien graue Betonwände in Graffitikunstwerke zu verwandeln. Entsprechend ungeduldig sind sie am ersten Tag des Projekts, die Spraydosen endlich in Händen zu halten. Organisiert hat den Kurs die Offene Kinder und Jugendarbeit Trimbach, kurz OKJAT. Es ist das erste grössere Projekt, nachdem auch sie von den Sparmassnahmen des Trimbacher Gemeinderats betroffen war.

Die Euphorie kanalisieren

Des Kursleiters erster Job ist es nun, die Euphorie zu kanalisieren. Ziel sei es nämlich, im Dellenpark Graffitikunst zu sprayen, die alle anspreche, sagt Graffitikünstler Fahrni. In diesem ersten Teil des Workshops begeht er mit den Kindern den Park: «Wir müssen den Standort auf uns wirken lassen», sagt Fahrni den Trimbacher Buben. «Es geht darum, den Kindern und Jugendlichen so viel Freiraum zu geben wie möglich, aber dennoch klare Grenzen zu setzen. Also Sexismus, Rassismus, Diskriminierungen im Allgemeinen sind klar verboten», erklärt er später.

Wenn Fahrni vorne steht, merkt man ihm die Erfahrung an: Hier holt er den einen zu sich, der auf eine Mauer geklettert ist, dort dreht er vorlaute Bemerkungen ins Positive. «Ich betreibe eine Einzelfirma und erhalte öfters Aufträge wie diesen.» Das wird offensichtlich, denn Fahrni weiss den Übermut der Buben zu zügeln und führt sie gekonnt in den künstlerischen Prozess ein, indem er Gruppen ihre Betonleinwandwand selbst wählen lässt und auf Chancen und Herausforderungen eingeht. «Die Arbeit mit den Jungen ist zwar zuweilen schon anstrengend, aber auch enorm zufriedenstellend», sagt er.

Fast nur Buben sind dabei

Das einzige Mädchen stösst etwas später dazu. Umgehend wird sie in eine der zuvor gebildeten Gruppen integriert. Alle sollen ihren Platz haben in dieser Gemeinschaft, auch solche, die neu dazukommen. Einziges Kriterium: Sie müssen in Trimbach wohnen.

Seit vergangenem Oktober wird die OKJAT von Alexandra Felber und Claudia Meier in insgesamt 60 Stellenprozenten gemeinsam geleitet. Man merke, dass vor allem Kinder mit Migrationshintergrund am Angebot der OKJAT teilnähmen, das führe unvermeidlich zum Zusammenprall der verschiedenen Wertvorstellungen, sagt Felber.

«Neulich beim Pizzaabend kam ein Knabe zu mir und klagte, ein Mädchen liesse ihn nicht kochen, nur Frauen dürften in der Küche wirken. Ihre Familie war neu zugezogen und ich musste ihr dann erklären, dass bei uns alle kochen dürfen», sagt die Jugendarbeiterin. Auch selbst merke sie, dass sie sich den Respekt von Jungen mehr erarbeiten muss, als ihre männlichen Berufskollegen. Darum sei es zentral, dass Gleichstellung und Inklusivität thematisiert würden – eben auch in den Graffiti.

Die Kinder und Jugendlichen arbeiten noch diese und nächste Woche jeweils am Mittwoch und Freitag im Dellenpark. Ab dem 12. April können die neuen Kunstwerke dann bestaunt werden.

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KJFB

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